Kymen Seudun Osuuskauppa testet Exoskelette im Einzelhandel zur Reduzierung körperlicher Belastung
- sofiadani3
- 5. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Die Kymen Seudun Osuuskauppa, eine regionale Einzelhandelsgenossenschaft im Südosten Finnlands, hat ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Exoskelette im Einzelhandelsalltag zum Einsatz kommen. Ziel ist es, die Belastbarkeit der Mitarbeitenden zu fördern, muskuläre Beschwerden zu verringern und krankheitsbedingten Ausfällen vorzubeugen.
Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsgesundheitsdienst und Arbeitssicherheitsexperten – ausgehend von der gemeinsamen Einschätzung, dass körperlich belastende Tätigkeiten im Einzelhandel, wie häufiges Heben, langes Stehen oder Überkopfarbeiten, seit langem eine Herausforderung darstellen und innovative Lösungen erfordern.
Warum Exoskelette – und warum jetzt?
Die Idee kam von einer Arbeitsphysiotherapeutin, die Exoskelette als Möglichkeit zur Reduktion körperlicher Belastung vorschlug. Nach einer ersten Prüfung durch Vertreter:innen der Arbeitssicherheit, der Marktleitung und der Arbeitsmedizin fiel die Entscheidung, einen Testlauf in zwei großen Märkten zu starten.

„Anfangs war ich neugierig, aber ich fragte mich auch, ob die Arbeit unseres Verkaufspersonals wirklich so belastend ist, dass so eine Unterstützung gerechtfertigt ist“, erinnert sich Tytti Puolakka, Expertin für Arbeitswohlbefinden und Sicherheitsbeauftragte bei der Kymen Seudun Osuuskauppa.
„Aber nach Gesprächen mit dem Team – vom Sicherheitsbeauftragten bis zur Geschäftsführung – kamen wir zu dem Schluss: Es ist einen Versuch wert. Alles, was die Gesundheit unserer Mitarbeitenden unterstützt, verdient Beachtung.“
Die Herausforderung: Anhaltende Muskel-Skelett-Erkrankungen
Ein wesentlicher Auslöser für das Projekt waren Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE), die laut interner Daten rund 30 % aller Krankmeldungen verursachen – mit durchschnittlich 6,5 Fehltagen pro Person und Jahr, insbesondere durch Beschwerden im unteren Rückenbereich.
„Heben, langes Stehen, sich wiederholende Bewegungen – das gehört zum Job. Das können wir nicht ändern. Aber wir können bessere Hilfsmittel anbieten“, so Puolakka.
Umsetzung des Pilotprojekts
Die Einführung verlief bewusst einfach und partizipativ. Es gab mehrere Vorführungen direkt in den Märkten, bei denen die Mitarbeitenden die Exoskelette in realen Arbeitssituationen ausprobieren konnten. Fachleute aus der Arbeitsmedizin und ein Umsetzungspartner waren vor Ort, um Fragen zu beantworten und beim Anpassen zu helfen.
Die Mitarbeitenden konnten jederzeit Feedback geben. Puolakka informierte regelmäßig intern über den Stand und pflegte einen offenen Austausch: „Wir haben unserem Team gesagt: Wenn etwas nicht passt, passen wir es gemeinsam und schnell an.“
Reaktionen der Mitarbeitenden: Offen und ermutigend
Zwei Mitarbeitende, Sari Seppä und Jere Andelin, gehörten zu den ersten, die das Exoskelett im Arbeitsalltag nutzten.

Sari bemerkte: „Man muss sich daran gewöhnen, wie bei jedem neuen Werkzeug. Aber ich glaube schon, dass es die Arbeit erleichtert. Und es ist toll, dass der Arbeitgeber uns so etwas anbietet.“

Jere ergänzte: „Das Heben aus tiefen Regalen ist deutlich leichter geworden. Die Arbeit fühlt sich insgesamt weniger anstrengend an – und alle, Kolleg:innen wie Kund:innen, sind total interessiert.“
Beide berichteten, dass das Anlegen mit der Zeit schneller geht und das Exoskelett die Arbeit – besonders beim Einräumen der Regale – nicht behindert.
Die Rolle von Arbeitsmedizin und Führung
Der Erfolg des Projekts beruhte auf enger Zusammenarbeit zwischen Führungskräften, Arbeitsmedizin und Verkaufsteams.
„Unsere Führung stand von Anfang an hinter dem Projekt. Sie wissen, wie belastend die Arbeit ist – und begrüssen jede Unterstützung, die das mildert“, so Puolakka.
Gemeinsam mit Physiotherapeut:innen wurden klare Anwendungshinweise erstellt und kommuniziert. Wichtig war allen Beteiligten: Der Prozess bleibt flexibel – bei Bedarf wird sofort auf Rückmeldungen reagiert und angepasst.
Fachliche Einordnung: Ergonomie muss vorausschauend sein
Elmo Uusitalo, leitender Arbeitsphysiotherapeut bei Terveystalo in Südostfinnland, beriet das Projekt und betonte den hohen Wert proaktiver Ergonomie bei körperlich belastender Arbeit.
„Arbeit sollte den Körper nicht an seine Grenzen bringen“, erklärt er. „Idealerweise wird die körperliche Leistungsfähigkeit in der Freizeit gestärkt – und die Arbeitsbelastung bleibt im Rahmen.“
Exoskelette seien eine sinnvolle Unterstützung – sowohl für Mitarbeitende mit ersten Beschwerden als auch zur Prävention. Entscheidend für den Erfolg sei jedoch, dass die Lösung praktikabel, sicher und einfach anzuwenden ist. In diesem Fall passten die Exoskelette gut zum Einzelhandelsumfeld.
Erste Ergebnisse und Ausblick
Das Feedback zum Pilotprojekt fällt positiv aus. Mitarbeitende berichten von weniger Erschöpfung und mehr Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf. Die Führung betrachtet den Ansatz als sinnvolle Investition in die langfristige Gesundheit am Arbeitsplatz.
Die Kymen Seudun Osuuskauppa plant, den Einsatz von Exoskeletten weiter auszubauen und sie als festen Bestandteil ihrer Ergonomiestrategie zu etablieren.
„Am Ende des Arbeitstags fühle ich mich 20 Jahre jünger“, sagte ein Mitarbeitender.
Fazit: Ergonomie ist gemeinsame Verantwortung
Das Pilotprojekt zeigt: Nachhaltige Gesundheit am Arbeitsplatz entsteht durch Zusammenarbeit. Arbeitgeber schaffen die Voraussetzungen und stellen Lösungen bereit. Arbeitsmediziner:innen identifizieren Risiken und unterstützen bei Maßnahmen. Und der größte Erfolg entsteht, wenn Führung, Fachkräfte und Mitarbeitende gemeinsam an einem Strang ziehen.
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Diese Fallstudie wurde ursprünglich von unserem Partner meditas auf Finnisch veröffentlicht. Zum Original: https://meditas.fi/ergonomia-on-tyonantajalle-tarkeaa-eksoskeleton-kokemuksia