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Unterstützung von Rettungskräften in körperlich anspruchsvollen Umgebungen

Wie Auxivo-Exoskelette im Rahmen des ExoPELA-Projekts in Finnland getestet wurden


Rettungskräfte – Feuerwehrleute, Sanitäter und technisches Unterstützungspersonal – sind regelmässig hohen körperlichen Belastungen ausgesetzt. Mit der Zeit können diese Anforderungen zu Muskel-Skelett-Problemen führen, insbesondere im Bereich des unteren Rückens und der Schultern.


Um neue Möglichkeiten zur Unterstützung der Rettungskräfte unter diesen Bedingungen zu erforschen, wurde in Finnland das Projekt ExoPELA gestartet.


Die Initiative, geleitet von der Jamk University of Applied Sciences und der Rettungsabteilung von Keski-Uusimaa, lief von 2023 bis 2025 und wurde vom Finnischen Brandschutzfonds finanziert. Ziel des Projekts war es, tragbare Exoskelette in realen Rettungsumgebungen zu testen und zu prüfen, ob sie helfen können, die körperliche Belastung im Alltag zu reduzieren.


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Was getestet wurde – und warum


Im Projekt wurden verschiedene Exoskelette untersucht, um herauszufinden, wie sie unter realen Bedingungen unterstützen können. Darunter waren zwei Systeme von Auxivo:

  • LiftSuit: entwickelt zur Unterstützung bei vorgebeugten und hebenden Tätigkeiten

  • OmniSuit: konzipiert für vielseitigere Ganzkörperunterstützung, insbesondere bei Überkopfarbeiten


Beide Exoskelette wurden in zwei Phasen getestet: zunächst in kontrollierten Simulationen (z. B. Heben, Reanimation, Überkopfarbeiten mit Werkzeugen), anschliessend unter realen Arbeitsbedingungen, darunter Patiententransporte im Einsatz sowie Unterstützungsaufgaben in der Fahrzeugwerkstatt der Feuerwehr.


Die Aufgaben wurden auf Grundlage von Umfragen, bestehenden Daten zu Arbeitsbelastung und Verletzungen sowie Interviews mit Rettungspersonal und Führungskräften ausgewählt.

 

Reaktionen aus der Praxis


Zu Beginn des Projekts war die Haltung gegenüber Exoskeletten eher zurückhaltend. Manche waren unsicher, ob solche Hilfsmittel in der schnellen, körperlich geprägten Kultur der Rettungsarbeit akzeptiert würden.


Doch im Verlauf der Tests änderte sich die Stimmung. Viele Teilnehmende waren überrascht, wie funktional die Systeme tatsächlich waren.


Der LiftSuit wurde insbesondere im Rettungsdienst positiv aufgenommen – dank seines geringen Gewichts, der schnellen Anlegezeit und der guten Kompatibilität mit Sanitäterkleidung und Einsatzgürteln. Ein Sanitäter meinte:


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„Das Anlegen des LiftSuit über der Sanitäterkleidung war problemlos und hätte auf dem Weg zum Einsatz nicht zu viel Zeit gekostet.“

Im Einsatz bot der LiftSuit spürbare Entlastung bei körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten. Ein Nutzer beschrieb es so:


„Der LiftSuit hat das Gewicht im oberen Rücken deutlich reduziert und half, die Hebehaltung zu verbessern.“


Der OmniSuit zeigte seine Stärken vor allem bei Überkopfarbeiten, wo die Teilnehmenden eine deutliche Entlastung im Oberkörper bemerkten. Aufgrund seiner Grösse war er jedoch weniger geeignet für schnelle Einsätze und wurde eher für Unterstützungs- oder Wartungsaufgaben gesehen.

„Der OmniSuit hat die Belastung von Schulter und oberem Rücken bei Überkopfarbeiten deutlich reduziert.“

Trotz anfänglicher Zweifel war das Gesamterlebnis mit beiden Systemen unerwartet positiv:


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„Alles an den Exoskeletten war eine positive Überraschung.“

„Beide Exoskelette entlasteten den Oberkörper spürbar und waren bequem – besonders, wenn man bereits Rückenprobleme hat.“

Die Akzeptanz wuchs stetig. Sobald einige Kolleginnen und Kollegen den Einsatz ausprobiert und von ihren Erfahrungen berichtet hatten, wurden auch andere neugierig und offener.

 


EMG-Daten und beobachtete Effekte


Um die Auswirkungen auf die körperliche Belastung besser zu verstehen, mass das Projektteam auch die Muskelaktivität (EMG) bei ausgewählten Aufgaben.

Die Ergebnisse:

  • LiftSuit: 10–15 % geringere Aktivität der Lendenmuskulatur beim Heben, besonders spürbar am tiefsten Punkt der Bewegung

  • OmniSuit: bis zu 20 % geringere Aktivität des vorderen Deltamuskels beim Anheben der Arme. Der Effekt war am stärksten, wenn die Schulter am meisten belastet war


Diese Messungen deckten sich mit den subjektiven Rückmeldungen und bestätigten, dass die Exoskelette in den Zielbereichen messbare Entlastung bieten konnten. Die individuellen Ergebnisse variierten jedoch je nach Körpergrösse, Hebetechnik und Art der Aufgabe.


Herausforderungen und Erkenntnisse aus der Praxis


Einige Teilnehmende äusserten Bedenken wegen der Anlegezeit, insbesondere im Hinblick auf das enge 60-Sekunden-Fenster vor Ausrücken. Andere wiesen auf Hitzeentwicklung, mögliche Gefährdung durch Einklemmen oder die Kompatibilität mit Schutzausrüstung hin.


Gleichzeitig wurde geschätzt, dass sich der LiftSuit problemlos unter der Uniform tragen liess und die Bewegungen nicht einschränkte. Besonders für Sanitäter und Unterstützungspersonal erschien der Einsatz am sinnvollsten.


Eine wichtige Erkenntnis war kultureller Natur: In einem Arbeitsfeld, das traditionell durch körperliche Stärke und Schnelligkeit geprägt ist, werden neue Hilfsmittel eher akzeptiert, wenn sie durch Kolleginnen und Kollegen eingeführt werden – statt durch Anweisungen von oben.


„Im Verlauf des Projekts begannen die Leute, eigene Einsatzideen vorzuschlagen und sogar Verbesserungen an den Geräten anzuregen.“

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Ein praktischer Schritt nach vorn


Das Ziel des ExoPELA-Projekts war es, bestehende Exoskelette unter realistischen Bedingungen zu testen und herauszufinden, was funktioniert und was nicht.


Sowohl der LiftSuit als auch der OmniSuit zeigten Potenzial, die körperliche Belastung zu reduzieren – insbesondere bei bestimmten Tätigkeiten und Bewegungsmustern. Gleichzeitig wurde deutlich, dass erfolgreiche Einführung nicht nur von der technischen Leistung abhängt, sondern auch von kultureller Akzeptanz, Alltagstauglichkeit und praktischer Handhabbarkeit.


Die Ergebnisse sollen nun mit anderen Rettungsorganisationen geteilt werden. Zudem wird ein praxisorientierter Leitfaden entwickelt, um den Wissenstransfer zu erleichtern.

Mehr Informationen zum Projekt: https://www.jamk.fi/en/project/exopela

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